22
April
Hohe Mieten und niedrige Löhne, so sieht Berlin für sehr viele seiner Bewohner_innen im Jahr 2015 aus.

Die Immobilienbesitzer behaupten in ihrem Zentralorgan 'Das Grundeigentum', dass die Löhne ähnlich stark wie - oder gar stärker als - die Mieten steigen. Hier im Reichekiez kennen wir keine Mieter_innen, die alle 3 Jahre garantiert 20% Lohnerhöhungen erhalten, schon gar nicht ohne irgendwelche Zusatzleistungen. Bei den Mieten sind diese Erhöhungen aber selbstverständlich, ohne irgendwelche Verbesserungen an unseren Wohnungen.

Für viele Menschen, die neu nach Berlin kommen, sieht die Lage noch viel schlimmer aus. Ohne gute Kontakte und Unterstützung müssen sie nehmen, was sie kriegen: Billiglohn-Jobs oder Löhne weit unter denen der Kollegen_innen, die schon länger in Berlin arbeiten, egal ob in der Gastronomie, dem Logistikbereich oder Gesundheits- und Pflegebereich. Und dann muss die erstbeste Bude zu horrenden Mieten genommen werden um überhaupt erstmal in der Stadt bleiben zu können .

Aber selbst das reicht für einige Chefs nicht um ausreichend Profit zu machen. Immer wieder hören wir gerade von den neuen Nachbar_innen, dass sie z.B. im Gastronomie und Baubereich zwar schwer schuften mussten, aber keinen oder nur einen Teil des Lohn erhielten.

Sie wissen, dass sie alleine dagegen keine Chancen haben. So schliessen sich zusammen um sich gemeinsam zu wehren. Viele junge griechische Malocher_innen organisieren sich in der 'FAU'. Italienische junge Arbeiter_innen haben sich unter dem Namen 'Berlin Migrant Strikers' zusammengeschlossen. Und junge Spanier_innen treffen sich im Rahmen der 'GAS', Gruppe gewerkschaftlicher Aktivitäten.

Auch die rumänischen und bulgarischen Bauarbeiter, die die 'Hall of Berlin' gebaut haben, wurden um ihren Lohn betrogen. Als sie sich zusammenschlossen um sich gegen den Beschiss zu wehren, fragten sie bei Verdi um Unterstützung. Aber wie bei den Flüchtlingen fällt Verdi zu selbstorganisierten Protesten, die nicht ihrem klassischen Klientel entsprechen, rein gar nix ein.

Die betrogenen Bauarbeiter organisieren sich aber weiterhin selbst und erhalten mittlerweile auch Unterstützung, aktuell vor allem von der FAU, aber auch von den anderen obengenannten Gruppen.

Für Samstag rufen sie zu einer Demonstration auf um für ihre seit nun 6 Monaten ausstehenden Zahlungen zu kämpfen

demo fuer die bauarbeiter der hall-of-shame 20150425
Kommt alle am Samstag, den 25. April 2015, um 12 Uhr zum Leipziger Platz 12!

Denn wir wissen es aus unserer eigenen tagtäglichen Erfahrung:
Mieten und Einkommen sind nicht isoliert zu sehen!
http://cafereiche.blogger.de/stories/2375573/
http://cafereiche.blogger.de/stories/2398607/

Mittags gemeinsam mit den kämpfenden Bauarbeitern!
https://berlin.fau.org/kaempfe/mall-of-shame
Abends gemeinsam zur Soliparty für die kämpfenden Mieter_innen!
http://cafereiche.blogger.de/stories/2495966/

 
 
01
Mai
Dass es keinen Sinn macht auf irgendwelche Vertreter_innen oder Repräsentanten, seien es nun Politiker_innen, NGOs oder selbsternannte Führer_innen, zu warten, wissen die Nachbar_innen, die gemeinsam für ihre Wohnungen kämpfen, schon lange.
Auch die kämpfenden Flüchtlinge vor allem in Hamburg und Berlin haben vorgemacht, dass sie ihre Vorstellung von einem anderen Leben am besten artikulieren und umsetzen können, wenn sie ihre Sache selbst in die Hand nehmen. Politiker_innen haben ihnen die elementarsten Rechte und Lebensumstände vorenthalten, um in den Momenten, wo Verzweiflung und Resignation untereinander explodieren, öffentlich zu erklären, dass man so nicht leben kann.
Die Flüchtlinge organisieren sich trotz aller Spaltungsversuche, Niederlagen und Enttäuschungen weiter selbst und demonstrieren am kommenden Samstag um 14 Uhr vom Hermannplatz ausgehend.
Auch im Arbeitsbereich erkennen immer mehr Menschen, dass es nichts hilft auf politische Vertreter_innen, Politiker_innen oder Gewerkschafter_innen zu setzen.
Gerade erst in Deutschland angekommene Immigranten organisierten sich in den vergangenen Monaten im Tourismusbereich selbst, weil die Hostel-Kette Amadeus sie mittles beschissenster Löhne oder Lohnauszahlungsverweigerungen ausbeuten wollten.
Im Pflegebereich waren nach den Charitee-Arbeiter_innen in den vergangenen Wochen die Hebammen auf Berlins Strassen zu sehen, wie sie sich selbst organisierten und die von oben aufgezwungenen Missstände bekämpften.
Auch die Kraftfahrer_innen haben die Schnauze voll und warten nicht auf bessere Zeiten oder Vertretungen. Philipinische Kraftfahrer liessen einfach ihre Trucks stehen, als sie merken, wie man sie mal wieder bescheissen wollten.
http://www.netzwerkit.de/projekte/fahrerproteste/presse/dinotrasn21022014

trucker-demo

Europaweit wollen Kraftfahrer_innen am kommenden Samstag auf die immer schlechteren Arbeits- und Lebensbedingungen aufmerksam machen. Auch hier in Berlin:
ab 11 Uhr im Lustgarten mit einer Demo zum Zielpunkt der Kraftfahrer_innen-Sternfahrt
um 12 Uhr vor dem Brandenburger Tor.

Wie bereits im Februar bei den Amadeus-Malocher_innen
http://cafereiche.blogger.de/stories/2375573/
meinen wir auch diesmal:
Miete und Einkommen sind nicht isoliert zu sehen!
Deshalb rufen wir zur Teilnahme an der Demonstration auf.

Einkommen und Wohnraum für alle!
Keine Zwangsräumung nirgendwo!


Flyer auf deutsch und türkisch, sowie auf polnisch und spanisch zum downloaden hier:
flyereinkommentruckerdttr (pdf, 294 KB)
flyereinkommentruckerespo (pdf, 305 KB)

 
 
Über Café Reiche
Café Reiche ist ein loser Zusammenhang von Bewohner_innen aus dem Kiez rund um die Reichenberger Straße in Berlin-Kreuzberg. Seit Oktober 2010 wird sich regelmäßig getroffen, ausgetauscht und gemeinsam an Projekten gearbeitet.

Kontakt
Zu kontaktieren ist Café Reiche unter cafereiche[at]riseup.net.

Treffen
Wir treffen uns jeden 1. Sonntag des Monats um 16 Uhr in der Kantine der Regenbogen-Fabrik in der Lausitzer Straße 22 im Hinterhof.

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